Forschungsprojekt zu Aushandlungen von Freiheit, Gleichheit und Solidarität unter Jugendlichen | 2017–2019
Making Democracy
Was heißt Zusammenleben in einer Gruppe, einer Familie, einer Klasse, einer Schule, einer Gesellschaft? In welchen Weisen stellen sich im täglichen Leben Fragen von persönlicher Autonomie und deren Einschränkung, von Gleichheit und Ungleichbehandlung, von Solidarität und Ausschluss? Und wie können demokratisches Handeln und Prozesse der Demokratisierung im Kleinen und Großen gestaltet werden?
Diesen Fragen geht ein Forschungsteam aus Schülerinnen und Schülern, Lehrenden sowie Expertinnen und Experten aus den Bereichen Sozialwissenschaft, Kunst, Kulturvermittlung und Medienarbeit mittels partizipativer Forschungsmethoden sowie unter Einsatz von Methoden der kritischen Kunst- und Kulturvermittlung nach. In Forschungsteams führen die Jugendlichen selbst Datenerhebungen und -analysen durch und entwickeln eigene Formen der Darstellung der Forschungsergebnisse.
Jugendliche handeln in und außerhalb der Schule Bedeutungen von Freiheit, Gleichheit und Solidarität tagtäglich aus und ›machen‹ so Demokratie. Indem ›Making Democracy‹ an Alltagserfahrungen ansetzt, verschiebt das Projekt auf innovative Weise den Fokus der Demokratieforschung: Gefragt wird nicht nach dem Verhältnis Jugendlicher zum politischen System (insbesondere zu Wahlen und Parteipolitik), sondern nach dem in der (Alltags-)Kultur verankerten demokratischen Wertekanon der Jugendlichen und dessen Bedeutung für demokratische Teilhabe und politisches Alltagshandeln. Denn obwohl zahlreiche Befunde deutlich machen, dass Beteiligungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten für das Demokratiebewusstsein von Jugendlichen zentral sind, stellt ein solcher Fokus immer noch ein Desiderat der Demokratieforschung dar. Auf diese Weise leistet das Projekt ›Making Democracy‹ einen wissenschaftlichen und praktischen Beitrag, um junge Menschen für die Mitgestaltung der Gesellschaft zu begeistern. Zu diesem Zweck werden den Jugendlichen Methoden qualitativer Forschung vermittelt, die sie in die Lage versetzen, selbst Datenerhebungen und -interpretationen durchzuführen.
Zentral geht es um die Erfassung des alltagskulturellen Aushandlungsraums von Demokratie. So können weiters im Feld politischer Alltagskultur demokratietheoretische Annahmen bezüglich eines Wertekonflikts zwischen den Ansprüchen von Autonomie und Gemeinschaft oder zwischen Individualität und Solidarität an gelebter Praxis überprüft werden. Ebenso bietet das Projekt durch die Verzahnung von Demokratietheorie, partizipatorischer Forschung und kritischer Kunstvermittlung die Möglichkeit, Erkenntnisse über das Potential partizipativer Forschungs- und Vermittlungsprozesse für politische Bildung zu erzielen.
›Making Democracy‹ ist ein Projekt des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Wien in Kooperation mit Büro trafo.K, diverCITYLAB und WMS/BG/ORG Anton-Krieger-Gasse
Forschungsteam:
Projektleitung: Oliver Marchart (Institut für Politikwissenschaft)
Wissenschaft/Vermittlung/Kunst: Ines Garnitschnig, Nora Landkammer und Elke Rajal (Institut für Politikwissenschaft), Renate Höllwart, Elke Smodics und Nora Sternfeld (trafo.K), Aslı Kışlal und Anna Schober (diverCITYLAB – PERFORMANCE- und THEATERlabor), Ka Schmitz (Künstlerin und Comic-Zeichnerin) u.a.
Schule: Wiener Mittelschule (WMS) bzw. ORG Anton-Krieger-Gasse: die Schüler_innen der 3a, der 3b und der 6b bzw. 7b sowie die Lehrer_innen Ernst Auer, Josef Eder, Robert Fröhlich, Simone Hofer, Marc Michael Moser, Georg Rakowitz, Stefanie Schermann, Beate Wallner, Olaf Winnecke und Verena Zangerle
Projektlaufzeit: September 2017 bis September 2019
Gefördert vom Österreichischen Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) im Rahmen des Programms "Sparkling Science"